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Neuer Präsident der Inneren Mission

"Es geht an diesem Tag nicht um Menschen, sondern um die Barmherzigkeit Gottes", so Hermann BÜrckstümmer in seiner Einführungspredigt. Sein Verständnis von Diakonie beschreibt er dabei so: "Dieser Dienst hat nichts zu tun mit Befehlen, Kommandieren, nichts mit REgieren und Präsidieren; er soll ein Einladen und Ermuntern, ein Locken dazu sein, dass die Liebe Gottes in unserer dunklen Welt hell erstrahlen kann." Und was erwartete die Diakonie von Rektor Bürckstümmer? "Wir erwarten von unserem neuen Präsidenten, dass er uns zeitnah und doch ewigkeitsgebunden vorangeht in getroster Gelassenheit, - uns allen stets brüderlich verbunden", so der Wunsch von Kirchenrat Balther Dyroff beim anschließenden Festakt.

Kirchenburg an der Grenze

Die „Herrschaf Lichtenberg“ – mit Ostheim v.d. Rhön als Zentrum und drei Nachbarorten im Umfeld – hat eine höchst wechselvolle Geschichte durchlebt. So of wie kaum ein anderes Gebiet wurde es wieder und wieder an Bischöfe und Bistümer, Grafen, Herzöge und andere Regenten verkauf, verpfändet und weiterverpfändet, bis es mit Abschafung der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg dem neu gegründeten Land Thüringen zugesprochen wurde. Als thüringische Enklave auf bayerischem Gebiet verblieben die vier Orte nach dem 2. Weltkrieg nicht „bis zur Wiedervereinigung“, sondern nur bis 1973. Im Zuge des Grundlagenvertrages von 1972 zwischen der Bundesrepublik und der DDR wurde das Gebiet zum 1.1. 1973 bayerisch, auf kirchenrechtlicher Ebene kam es in die Bayerische Landeskirche, in der es inzwischen gut verwurzelt ist.

Kain und Abel auf der Straße

Schon seit 1954 hate sich die Kirche aufgrund der stark anwachsenden Zahl von Verkehrsopfern immer wieder in verschiedenster Art und Weise mit dem Thema beschäfigt. Von 12.631 Verkehrstoten bei „nur“ 4,8 Millionen zugelassenen Krafahrzeugen im Jahr 1953 steg die Zahl kontnuierlich auf 21.332 bei 20,8 Millionen Fahrzeugen im Jahr 1970 an. Erst danach ging die Zahl zurück auf den Stand von 4.160 Toten bei 49,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2009. Eine Steilvorlage für den Blick vom Kirchturm hate der ehemalige Nürnberger Verkehrsrichter, Landgerichtsrat Dr. Fritz Francke geliefert mit seinem Referat „Der Straßenverkehr als Frage an die Theologie“, das wenig später in einer Zeitschrif und auch als Sonderdruck erschienen ist. Viele der im Filmkommentar gebrauchten Bilder und Gedanken stammen aus dieser Publikaton, jedoch in abgeschwächter Form, wie folgender Abschnit zeigt: „Nur von der Dämonie her scheint mir das Phänomen deutbar, dass die Pferdekräfe des Motors den Charakter verändern. Derselbe Mensch, der, wenn er zu Fuß gleichzeitg mit einem anderen vor einer Tür ankommt, jenem höfich den Vortrit lässt, will am Steuer dem andern unbedingt zuvorkommen, auch wenn der andere das Recht zur Vorfahrt hat. Der Motor entpersönlicht, er wirkt kollektvierend, schablonisierend, der einzelne wird zum Typus, zum Bestandteil eines Gehäuses aus Blech, Chrom und Glas, das Gewissen schweigt, die Höfichkeit hört auf, man zeigt dem anderen einen Piepvogel, beschimpf ihn, duzt ihn, man ist ein anderer Mensch, wenn der Fuß am Gashebel und die Hände am Steuerrad spielen. Es fießt etwas Böses, Nivellierendes, Unmenschliches vom Motor in unser Herz.“

Den Lebenden zur Umkehr

Bereits am Wegesrand zum Gräberfeld am Fuße des Nagelberges bei Treuchtlingen stehen mehrere grob behauene Steinkreuze. Jedes von ihnen steht für ein Jahr des Krieges von 1939 bis 1945. Charakteristsch für diesen Soldatenfriedhof ist der 21 Meter hohe kupferbeschlagene Obelisk, vor dem Oberkirchenrat Eugen Giegler seine Predigt hielt und der symbolträchtg gen Himmel weist. Ein Spruchband im Boden mahnt: „Schwört ab der Gewalt und retet den Menschen im Menschen!“

Alter Riterorden

Für den Johanniter-Ritterorden, der auf eine über 900-jährige Geschichte zurückblicken kann, gehören der christliche Glaube und die tatkräfige Hilfe für Arme, 28 29 Kranke, Schwache und in Not geratene Menschen eng zusammen. Meister Gerhard, Vorsteher des Hospitals St. Johannis zu Jerusalem, aus der die Ordensgemeinschaf hervorgegangen ist, hielt ca. 1120 fest: „Unsere Bruderschaf wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pfanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil, so Got will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“ Nach dem Fall Jerusalems musste der Orden seinen Sitz mehrmals verlegen, u.a. nach Rhodos und Malta. So entstand die zeitweise synonym verwendete Bezeichnung Malteser. Heute steht der Name Malteser für den katholischen Orden, während der evangelische Zweig den Namen Johanniter trägt. In Deutschland ist der Orden seit dem 2. Mai 1947 auf Grund eines Schutzbriefes des Rates der EKD selbst Teil der Evangelischen Kirche in Deutschland, seit 1948 können erstmals auch Nicht-Adelige in den Riterorden aufgenommen werden.

Männer legen Hand an

In den Dörfern auf dem Land leistete man sich von jeher gegenseitge Hilfe bzw. erledigte wichtge Aufgaben, wie den Bau und die Ausbesserung von Straßen und Wasserleitungen, gemeinsam. Zu Zeiten eingeschränkter Mobilität waren die wichtgsten Berufe, die man im Leben brauchte, ohnehin im Dorf oder einem nahen Nachbarort vertreten. Die gemeinsame Arbeit an der eigenen Kirche, für die man sich ganz selbstverständlich verantwortlich sah, stfete nicht nur Gemeinsinn und festgte die Dorfgemeinschaf, sondern half auch Kosten zu sparen. Heute sind derartge bauliche Eigenleistungen schon allein aus versicherungstechnischen Gründen kaum mehr möglich.

Kirche im Zirkus

Lange hat der traditonsreiche Zirkus Barum ums Überleben gekämpf. Im Oktober 2008 gab das 130 Jahre zuvor gegründete Familienunternehmen seine Existenz als Wanderzirkus im herkömmlichen Sinne auf. Die täglichen Unterhaltskosten betrugen zuletzt 11.000 € - allein die Tiere benötgten pro Tag Futer für 800 €. Zirkus-Tochter Rebecca Siemoneit-Barum, vielen bekannt als Darstellerin der Ify Zenker aus der Lindenstraße, gründete mit ihrem Mann, dem Schweizer Artsten und Lufakrobaten Pierre Bauer, die Firma „Barum & Bauer Performance GmbH“. So schreibt sie die Zirkus-Geschichte ihrer Familie auf neuen Bahnen fort, als buchbare Artstk-, Dressur-und Show-Events.

Gäste aus der weiten Welt

Die ökumenische Delegaton aus europäischen und afrkanischen und asiatschen Kirchenvertretern, die auf Einladung der Bundesregierung die Bundesrepublik bereist, wird von einem Vertreter des Bundespresseamts begleitet. Gut 15 Jahre nach dem 2. Weltkrieg war es der Bundesregierung wichtg, neben den inzwischen bestehenden politschen und wirtschaflichen Beziehungen auf dem internatonalen Parket auch die kulturellen und kirchlichen Kontakte zu pfegen.

Storch auf Pfarrdach

Störche gehören seit Generatonen zum Ortsbild von Altenmuhr. Doch Probleme beim Nestbau gab es immer wieder. So erinnert sich Pfarrer Hermann Kaußler, der in Altenmuhr aufgewachsen ist, in seinem Buch „Heimat unter dem Storchennest“ an die ersten vergeblichen Versuche des Storches in Neuenmuhr: „Das Baumaterial aus Zweigen und Reisig fel immer wieder hinab in den Friedhof, bis dann ein wagemutger Bürger ein Eisengestell auf dem Endstein des Daches anbrachte.“ 1976 wurden die Gemeinden Altenmuhr und Neuenmuhr zusammengelegt zu „Muhr am See“ – obwohl es zu dieser Zeit den Altmühlsee nur auf dem Papier gab. 1986 konnte er eingeweiht werden und bietet mit seiner Vogelinsel und einem großen Naturschutzgebiet vielen vom Aussterben bedrohten Tierarten Schutz und Ruhe.

Das Weltgericht

Neben dem vorgestellten Weltgerichtsportal hat die Sebalduskirche noch einige andere Eingänge, die bestmmten Anlässen vorbehalten waren: Durch das Drei- Königs-Portal schrit bis zu Kaiser Karl V. – im kaiserlichen Selbstverständnis als Nachfolger der Weisen aus dem Morgenland – jeder neue Kaiser bei seinem 26 27 ersten Besuch in St. Sebald nach seiner Krönung. Durch das Brautportal zogen die Brautpaare ein, jedoch erst, nachdem sie auf der Schwelle des Portals verheiratet worden waren. Für das „einfache Volk“, das weder lesen und schreiben konnte, noch eine eigene Bibel besaß, haten die verschiedenen Portale mit ihren Bogenfeldern (Tympanon) die Funkton der steten Erinnerung an wichtge biblische Geschichten, teilweise aber auch an Legenden – wie beim Helena-Portal am Südturm von St. Sebald: Dargestellt wird Helena, die Muter Kaiser Konstantns, wie sie 326 n.Chr. in Jerusalem das Heilige Kreuz Christ fndet.

Bischof Dibelius zu Gast

An der Volkshochschule auf dem Hesselberg wurden nicht nur die gleichen Kurse abgehalten wie in der Volkshochschule Alexandersbad, es wurden ebenso weitere Freizeiten und Kurse angeboten bzw. konnte man sich – wie hier im Filmbeitrag zu sehen ist – auch zu Klausurtagungen und Arbeitskreistrefen in die Abgeschiedenheit des Landes zurückziehen.

Junge Hände helfen

Zu viel Arbeit, zu wenig Personal und zu schlechte Bezahlung – das Gesundheitswesen krankte auch damals schon. Die Pfegesätze der Kassen reichten nicht aus, um die Selbstkosten der Krankenhäuser zu decken, an Investtonen oder die Bildung von Rücklagen war vielerorts nicht zu denken. So suchte die Diakonie nach neuen Wegen, um junge, helfende Hände zu gewinnen. Positv sollte die Krankenpfege dargestellt werden, wie an diesem geschickt inszenierten Filmbeitrag leicht zu erkennen ist: Spritzige Tanzmusik, junge, atraktve Protagonistnnen und eine gezielte Wortwahl sollten „ansteckend“ wirken. Zehn Jahre vorher hate der Versuch, junge Mädchen für den Diakonissenberuf zu requirieren noch ganz anders ausgesehen. Hier ein Ausschnit aus einem Rundfunkaufruf von 1950: „Reich ist dieses Leben nicht an äußeren Gütern, sondern an Arbeit. Befriedigend ist es nicht, weil es eine leichte Erfüllung aller persönlichen Wünsche verspräche, sondern deshalb, weil die Diakonisse es lernt, über der großen Not ringsum, an die sie gewiesen ist, die eigenen Nöte und Probleme nicht so wichtg zu nehmen. Wie viele einsame Frauen leiden schmerzlich darunter, dass sie ihre Liebeskraf nicht an Mann und Familie verströmen können!“ Eindringlich wurde an die Hörerinnen appelliert: „Evangelisches Mädchen, kannst du es verantworten, wenn die Diakonie in unseren Krankenhäusern deshalb inneren Schaden leidet, weil du es nicht über dich bringst, deinen überlasteten Schwestern zu Hilfe zu eilen?“

Männer lernen kochen

Der Winterkurs in der Heimvolkshochschule dauerte von Anfang November bis Mite März. Teilnehmen konnten daran bis zu 100 „Burschen und Mädchen“ ab 17 Jahren. Die Kurse waren in vier Themenbereiche mit folgenden Inhalten unterteilt: 1. Glaubens- und Lebenshilfe: Bibelarbeit, Glaubenslehre, Gemeindedienst, Mission, Lebenskunde und Ehevorbereitung – allerdings nur für die männlichen Teilnehmer; für die jungen Damen wurden in den Sommermonaten eigene Ehevorbereitungskurse angeboten, wenn sie das 18. Lebensjahr vollendet haten. 2. Allgemeinbildung: Neueste Geschichte, Politk, Kultur auf dem Dorf, Erziehung, Einführung in Kunst, Literatur und Musik, Redeschulung etc. 3. Beruf: Für die Männer: Volks- und Agrarwirtschaf bzw. -politk, Marktkunde, Industrie und Landwirtschaf; für die jungen Frauen: Müterschulung, Weben, Werken, Heimgestaltung, Hilfen für Küche und Haus. 4. Freizeit: Chorsingen, Instrumentalspiel, Jugendführung, Fest und Feier, Frohe Geselligkeit, Sport und Schwimmen. Der Ansatz, auch Männer an das Kochen und die Säuglingspfege heranzuführen, erscheint im Rückblick auf die damalige Zeit sehr fortschritlich.

Evangelisches Pressehaus

Schon 1946 hate der im Beitrag zu sehende Direktor des Evangelischen Presseverbands für Bayern, Pfarrer Robert Geisendörfer, die Weichen für den Neuaufau der evangelischen Pressearbeit in Bayern mit der Einrichtung einzelner Bezirksredaktonen in den Landesteilen gestellt. Die lange Traditon des Sonntagsblats für die Evang.-Luth. Kirche in Bayern, die bis ins Jahr 1884 zurückreicht, sollte fortgeführt werden. Auch auf Hörfunk und Fernsehen nahm Geisendörfer erheblichen Einfuss. Ab 1960 war er Fernsehbeaufragter der EKD und meldete sich u.a. zur noch bevorstehenden Einführung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ofzieller Sendestart: 1. April 1963) entschieden zu Wort. Er sprach sich vor allem gegen eine rein kommerzielle Finanzierung des neuen Senders aus, wie sie in den USA schon üblich war. In Deutschland befürchtete man Abhängigkeitsverhältnisse und Einfussnahme einzelner Wirtschafslenker auf die Programmgestaltung. Außerdem war Geisendörfer anfangs auch gegen eine Fernsehübertragung von Gotesdiensten: „Man soll dem Bundesbürger nicht die Illusion schafen, dass er in der Kirche gewesen sei, während er in Wirklichkeit gemütlich am Kafeetsch gesessen hat“, sagte Geisendörfer in einem Interview 1960. Befürworter halten dagegen, dass Fernseh-Gotesdienste vor allem für alte und kranke Menschen außerordentlich wichtg sind. Zudem ließen sich gerade über das Alltagsmedium Fernsehen auch Kirchenferne wieder – oder erstmals – ansprechen. Geisendörfer revidierte seine 24 25 Meinung und arbeitete engagiert an der Produkton von TV-Gotesdiensten mit, die damals noch nicht live übertragen wurden. Für die kirchliche Medienarbeit war er so bedeutend, dass 1983 von der EKD der „Robert-Geisendörfer-Preis“ ins Leben gerufen wurde. Mit dem kirchlichen Medienpreis werden herausragende Radio- und Fernsehsendungen ausgezeichnet, „die das individuelle und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, die zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitgen Achtung der Geschlechter beitragen und somit die christliche Orienterung vertefen sowie Zeugnis und Dienst der Kirche unterstützen“, so die Auszeichnungskriterien.

Boten des Evangeliums

Die Kirche in Neuguinea war selbstbewusster geworden, was auf manchen europäischen Christen etwas befremdlich gewirkt hat. So werden die Papua im Film ohne Namensnennung nur als „die sichtbaren Früchte der Missionsarbeit“ und „Kinder von Steinzeitmenschen“ vorgestellt. Im Gegensatz dazu stehen die selbstbewussten Worte Zurenuo Zurawes in Heidenheim. Er wurde 1973 zum ersten einheimischen Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Neuguineas gewählt und die junge Kirche damit in die Selbständigkeit entlassen, auch wenn fnanzielle Unterstützung aus dem Ausland noch nötg war. Die volle politsche Selbständigkeit erlangte Papua-Neuguinea erst 1975, blieb aber Mitglied im Commonwealth.

Dienst mit der Posaune

„Wie im Himmel! Im Himmel kann es auch nicht schöner sein“, begeisterte sich eine Zuhörerin. „Got hat die Kraf und die Freudigkeit für die Durchführung geschenkt, unsere Bläser waren willig zum Dienst“, hieß es in Dankesbriefen von Landesposaunenwart Georg Grosch, der mit dem Verlauf des dreitägigen Trefens mehr als zufrieden sein konnte. Dennoch wurde auch Verbesserungspotenzial erkannt: Ein Kantor bemängelte: „Geblasen waren die Lieder gut, nur die Pausen zwischendrin waren zu lang.“ An anderer Stelle hielt er fest: „Achtung auf das Choraltempo: die anwesenden Leute sangen vielfach schneller, als der Chor blies!“

Riemenschneider-Altar in Detwang

Nicht der ganze Altar stammt von Riemenschneider selbst: Lediglich die Gruppe im Schrein um das Kreuz herum gilt als eigenhändiges Werk Riemenschneiders. Die Seitenfügel des Altars, der ursprünglich in der 1804 abgebrochenen Michaeliskapelle der St. Jakobskirche in Rothenburg gestanden hate, werden lediglich der Werkstat des Meisters zugeschrieben. Wie viele Künstler des späten Mitelalters und der Renaissance unterhielt Riemenschneider eine Werkstat, in der Lehrlinge und Gesellen unter seiner Aufsicht und nach seinen Plänen und Vorgaben arbeiteten. Erworben hate er die Werkstat durch eine geschickte Heirat mit der Witwe eines Goldschmiedemeisters (1485), die knapp zehn Jahre später starb. Mit dieser Heirat hate er nicht nur die Werkstat, sondern auch die Meisterwürde und Bürgerrechte erworben. Als hoch angesehener Künstler wurde er 1504 in den Städtschen und später auch in den Hohen Rat der Stadt Würzburg gewählt und bekleidete sogar von 1520-1524 das Amt des Bürgermeisters. Dass er sich im Bauernkrieg auf die Seite der von der Lehre Luthers angestachelten Aufständischen gestellt hat, wurde ihm zum Verhängnis: Nach der Niederschlagung kam er 1525 – jedoch nur für eine kurze Zeit – auf der Festung Marienberg, dem katholischen Fürstbischofssitz, in Haf. Zwar erlangte er aufgrund seiner Verdienste nach relatv kurzer Zeit wieder die Freiheit und verlor nicht sein ganzes Vermögen, doch erhielt er keine kirchlichen Großaufräge mehr. Nach seinem Tod 1531 wurde alles versucht, ihn in Vergessenheit geraten zu lassen – was zunächst auch gelang. Erst mit der Wiederentdeckung seiner Grabplate 1822 begann die neuzeitliche Würdigung seines Werks und seiner Person.

Hochhaus für Augsburger Schwestern

Die Ankunf einer Straßburger Schwester am 15. Oktober 1855 gilt als die Geburtsstunde der Augsburger Diakonissen, die – ebenso wie die Neuendetelsauer – in ganz Bayern tätg geworden sind. 38 Jahre später bezogen schon 138 Schwestern das neu errichtete Muterhaus, ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichten sie 1936 mit 589 Frauen. 2009 lebten gerade noch 70 Schwestern in der Gemeinschaf, die meisten schon im Ruhestand („Feierabend“). Doch ist das Werk der Augsburger Diakonissen damit nicht beendet. Auf der Internetseite des Diakonissenmuterhauses ist zu lesen: „Unsere Zukunf hat bereits in einem anderen Kontnent begonnen: In der ‚Ushirika wa neema‘ (‚Gemeinschaf der Gnade‘) am Fuß des Kilimanjaro in Tansania. Zwei Schwestern aus unseren Reihen haben im Jahr 1979 ein neues Muterhaus gegründet. Dort haben sich inzwischen 45 Schwestern den Regeln und dem Geist der Muterhausdiakonie verschrieben.“ Hauptaufgabe dort ist die Betreuung der vielen AIDS-Waisen.

Evangelische Woche in Nürnberg

Genau genommen bestand die Evangelische Woche aus zwei Wochen. 38 Theologen aus ganz Deutschland – einige auch aus dem Ausland – sprachen gleichzeitg in allen damaligen evangelischen Gemeinden der Stadt an insgesamt sechs Abenden zu den Themen: „Got lebt“ – „Am Abgrund der Angst“ – „Christus, der Herr“ – „Liebe und Ehe“ – „Ohne Kirche geht es nicht“ – „Und die Zukunf?“ Nach einem Wochenende mit Konzerten, Film- und Theaterauführungen folgte die im Film vorgestellte Reihe der zentralen Vorträge in der Messehalle, die sich mit Fragen des Verhältnisses von modernen Naturwissenschafen und Politk zum Glauben beschäfigte.

St. Andreas in Weißenburg

Die Gotsche Stadtpfarrkirche wurde 1327 geweiht und enthält wertvolle Altäre des 15. Und 16. Jahrhunderts, sowie ein Konfessionsbild von 1606 mit Darstellung der Merkmale des evangelischen Gotesdienstes und der Übergabe der Confessio Augustana an Kaiser Karl V. Die einstge Freie Reichsstadt war eine der ersten, die sich 1530 auf dem Augsburger Reichstag – allen Risiken zum Trotz – zur Confessio Augustana bekannte und bis zur Mite des 19. Jahrhunderts rein protestantsch geblieben ist. Erst im Zuge der Industrialisierung kamen auch wieder Katholiken in das an der Grenze zu Schwaben gelegene Städtchen, dessen Geschichte bis in die Antke zurückreicht: Neben dem bereits 1890 entdeckten Römerkastell Biriciana aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., das der Sicherung des in der Region verlaufenden Limes gedient hate, steß man 1977 bei Bauarbeiten für eine Reihenhaussiedlung auf die Reste eines römischen Thermalbads, das komplet freigelegt und durch eine konservierende Umbauung für die Zukunf gesicherte wurde. Historisch Interessierte können sich über eingebaute Besucherstege ein Bild von dieser „Wellness-Oase“ der Antke machen, die unseren heutgen Freizeit- und Erlebnisbädern erstaunlich ähnelt. Zwei Jahre später – 1979 – wurde ein 156-teiliger römischer Schatz gefunden, der im eigens eingerichteten Römermuseum neben der St. Andreas-Kirche dauerhaf ausgestellt ist. 2006 wurde das Museum zum „Bayerischen Limes-Informatonszentrum“ erweitert, seit 2005 ist der Limes von der UNESCO als „Welterbe“ anerkannt.

Glocke für NeuguineaKain und Abel auf der StraßeMänner legen Hand anKirchentag LeipheimBilly GrahamKirchenburg an der GrenzeDen Lebenden zur UmkehrAlter RiterordenKirche im Zirkus

Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

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Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

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