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Evangelische Landjugend in Pappenheim

Die ELJ war damals noch ein sehr junges Pfänzchen innerhalb der Landeskirche. Erst im Dezember 1953 war sie gegründet worden. Vorher war die Landjugend unter dem Dach des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) organisiert gewesen – interkonfessionell und eher berufsständisch orientert. Die katholische Kirche kündigte aber diese anfängliche Kooperaton nach kurzer Zeit wieder auf, weil sie „keine klare weltanschauliche Ausrichtung“ häte, und begann, ihre eigene Landjugend aufzubauen – mitunter sehr zum Leidwesen des BBV, der seine Jugendarbeit bedroht und untergraben sah. Nach anfänglicher Ablehnung stmmte Landesjugendpfarrer Hans-Martn Helbich der Gründung einer eigenen, evangelischen Landjugend zu, die nicht nur für Bauern, sondern für Jugendliche aller Berufsstände auf dem Lande ofen stehen solle. Zunächst war die ELJ auch auf dem Hesselberg angesiedelt, es sollten dort sogar neue Gebäude errichtet werden. Doch als die Planungen und Vorbereitungen schon sehr weit fortgeschriten waren und kurz vor der Realisierung standen, bot der Freistaat im Januar 1958 kurzfristg die Übernahme der Räumlichkeiten seiner bisherigen Finanzschule in Pappenheim zu einem äußerst günstgen Preis an. Für insgesamt 212.000 DM gingen das Grundstück und die vier Gebäude inklusive Einrichtung an die ELJ über. Zum Vergleich: Die Baukosten für die VHS Alexandersbad waren mit ca. 1.000.000 DM veranschlagt worden. Froh und dankbar über das viele eingesparte Geld nahm Hans-Martn Helbich – inzwischen zum Dekan berufen – die Schlüssel für die Gebäude am 6. Juli 1958 entgegen.

Den Lebenden zur Umkehr

Bereits am Wegesrand zum Gräberfeld am Fuße des Nagelberges bei Treuchtlingen stehen mehrere grob behauene Steinkreuze. Jedes von ihnen steht für ein Jahr des Krieges von 1939 bis 1945. Charakteristsch für diesen Soldatenfriedhof ist der 21 Meter hohe kupferbeschlagene Obelisk, vor dem Oberkirchenrat Eugen Giegler seine Predigt hielt und der symbolträchtg gen Himmel weist. Ein Spruchband im Boden mahnt: „Schwört ab der Gewalt und retet den Menschen im Menschen!“

Glocke für NeuguineaKain und Abel auf der StraßeMänner legen Hand anKirchentag LeipheimBilly GrahamKirchenburg an der GrenzeDen Lebenden zur UmkehrAlter RiterordenKirche im Zirkus

Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

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Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

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