Online-Videos

Blick vom Kirchturm Videos

Billy Graham

Billy Graham (*1918) gilt als „Vater der Massenevangelisationen“, die auch heute noch weltweit durchgeführt werden. Dabei war sowohl er, oft als „Maschinengewehr Gottes“ bezeichnet, als auch die durchinszenierten Massenveranstaltungen nie unumstritten. Wichtigstes Druckmittel, um die Menschen zu einer Umkehr – meist „Bekehrung“ genannt – zu bewegen, war die Angst vor der „ewigen Verdammnis“. Die meiste Kritik erntete Graham dafür, dass er die jeweiligen Kriege der USA – angefangen von Korea-, über Vietnam- bis zu den Golf-/Irakkriegen und dem Afghanistan-Einsatz – als enger Berater und Seelsorger des jeweiligen Präsidenten befürwortete.

Opferwoche

Die „Innere Mission“ war im 19. Jahrhundert die evangelische Antwort auf soziales Elend unter Christen, die der Kirche größtenteils entremdet waren. Sie umfasste Hilfen für verwahrloste Kinder (of mussten beide Elternteile in Vollzeit – d.h. zwölf Stunden und mehr – an sechs Tagen in der Woche arbeiten), Kranke und Alte, Wohnungs- und Arbeitslose, Strafentlassene und „gefallene Mädchen“. Da das größte Elend infolge der Landfucht während der Industrialisierung in den Städten herrschte, trugen die dort entstandenen diakonischen Vereinigungen of den Namen „Stadtmission“. Verbunden war die meist ehrenamtliche Tätgkeit „brennender Christen“ mit Schüben verschiedener regionaler Erweckungsbewegungen. Mit der Schafung des Berufsbildes der Diakonissen und Diakone wurden die Hilfen professionalisiert, ehrenamtliches Engagement blieb aber unverzichtbar. Die Not und das Elend nach dem 2. Weltkrieg waren nicht minder schwer: Es herrschten Kälte, Hungers- und Wohnungsnot, die meisten der vielen Vertriebenen haten nur ihre nackte Existenz reten können, viele Männer – traditonell die Hauptversorger von Familien – waren im Krieg geblieben oder in Gefangenschaf geraten. Infolge von Warenknappheit und schwacher Währung blühte der Schwarzmarkt mit Wucherpreisen auf. So wurde – nach den Einschränkungen im 3. Reich – an die alte biblische Traditon des Spendensammelns angeknüpf (vgl. 2. Kor 8, 10 f.): Wer mehr hate, als er brauchte, sollte etwas abgeben für die, die nichts haben. „Heute geht es nicht mehr um Opfer oder Opferbereitschaf, sondern um Solidarität mit benachteiligten Menschen“, heißt es in der Selbstdarstellung des Diakonischen Werkes Bayern.

Jugend aus Berufsschulen sammelt

„Es fehlt nicht nur an fröhlichen Gebern, sondern vor allem an freiwilligen Sammlern“, wurde vielerorts geklagt. Fielen alters- oder krankheitsbedingt treue und bewährte Spendensammler aus, war es schwer, geeignete und willige Nachfolger für diesen – heute immer noch – wichtgen Dienst zu fnden. Immerhin konnte 1956 erstmals die 1-Millionen-DM-Grenze überschriten werden. Da die Reihe „Blick vom Kirchturm“ auch zum innerkirchlichen Informatonsaustausch unter den Gemeinden gedacht war, ist es nicht verwunderlich, dass Martn Lagois dieses Thema erneut aufgrif, um anderen Gemeinden zu zeigen, wie junge Sammler gewonnen werden können.

Evangelische Woche in Nürnberg

Genau genommen bestand die Evangelische Woche aus zwei Wochen. 38 Theologen aus ganz Deutschland – einige auch aus dem Ausland – sprachen gleichzeitg in allen damaligen evangelischen Gemeinden der Stadt an insgesamt sechs Abenden zu den Themen: „Got lebt“ – „Am Abgrund der Angst“ – „Christus, der Herr“ – „Liebe und Ehe“ – „Ohne Kirche geht es nicht“ – „Und die Zukunf?“ Nach einem Wochenende mit Konzerten, Film- und Theaterauführungen folgte die im Film vorgestellte Reihe der zentralen Vorträge in der Messehalle, die sich mit Fragen des Verhältnisses von modernen Naturwissenschafen und Politk zum Glauben beschäfigte.

Bischof Dibelius zu Gast

An der Volkshochschule auf dem Hesselberg wurden nicht nur die gleichen Kurse abgehalten wie in der Volkshochschule Alexandersbad, es wurden ebenso weitere Freizeiten und Kurse angeboten bzw. konnte man sich – wie hier im Filmbeitrag zu sehen ist – auch zu Klausurtagungen und Arbeitskreistrefen in die Abgeschiedenheit des Landes zurückziehen.

Neuer Präsident der Inneren Mission

"Es geht an diesem Tag nicht um Menschen, sondern um die Barmherzigkeit Gottes", so Hermann BÜrckstümmer in seiner Einführungspredigt. Sein Verständnis von Diakonie beschreibt er dabei so: "Dieser Dienst hat nichts zu tun mit Befehlen, Kommandieren, nichts mit REgieren und Präsidieren; er soll ein Einladen und Ermuntern, ein Locken dazu sein, dass die Liebe Gottes in unserer dunklen Welt hell erstrahlen kann." Und was erwartete die Diakonie von Rektor Bürckstümmer? "Wir erwarten von unserem neuen Präsidenten, dass er uns zeitnah und doch ewigkeitsgebunden vorangeht in getroster Gelassenheit, - uns allen stets brüderlich verbunden", so der Wunsch von Kirchenrat Balther Dyroff beim anschließenden Festakt.

Glocke für NeuguineaKain und Abel auf der StraßeMänner legen Hand anKirchentag LeipheimBilly GrahamKirchenburg an der GrenzeDen Lebenden zur UmkehrAlter RiterordenKirche im Zirkus

Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

bild

Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

Design und Programmierung Neuland Multimedia